wahlkampf kickl

Der Wahlkampf in Österreich nimmt eine Fahrt auf und mit ihm die Rhetorik der Spitzenkandidaten.

wahlkampf kickl

Besonders FPÖ-Chef Herbert Kickl ist bekannt für seine polarisierenden und provokanten Aussagen, die oft für Aufsehen sorgen. Anlässlich seines Wahlkampfauftakts in der Messehalle Graz hielt Kickl eine Rede, die in den Medien sehr unterschiedlich aufgenommen wurde. Doch wie stark setzen die österreichischen Tageszeitungen auf Clickbait, um ihre Leser zu erreichen? Und wie wird Kickls Rede dargestellt: sachlich oder sensationslüstern? Wir haben uns die Berichte von fünf großen Zeitungen genau angesehen und ihre Überschriften und Aufmacherbilder analysiert. Dabei zeigen sich deutliche Unterschiede im Stil und der Gewichtung der Inhalte.

Der Standard.at

Kickl verspricht „Mauerfall“ und dass „blauer Pfeil mitten ins Schwarze trifft“

„Es hat sich ausgenehammert“, kündigt Herbert Kickl beim blauen Wahlkampfauftakt an. Der FPÖ-Chef will jenen „Kurswechsel“ einleiten, den „dieses Land schon lange nötig hat“

Link

7. September 2024

Bewertung:

Der Titel könnte als Clickbait betrachtet werden, da er starke, symbolische Aussagen wie „Mauerfall“ und „blauer Pfeil mitten ins Schwarze“ verwendet, die Aufmerksamkeit erregen und Neugier wecken sollen. Solche Aussagen klingen dramatisch und versprechen potenziell bahnbrechende oder kontroverse Inhalte.

Beim Lesen des Artikels wird jedoch schnell klar, dass diese Begriffe vor allem rhetorische Zuspitzungen sind, die Kickl in seiner Rede verwendet, um seine politischen Gegner zu kritisieren und seine eigene Partei zu stärken. In Bezug auf konkrete neue oder überraschende Inhalte bleibt der Artikel relativ oberflächlich. Das Hauptziel des Titels scheint daher zu sein, Leser anzulocken, indem er starke Bilder und Erwartungen erzeugt, die der Artikel inhaltlich nicht vollständig einlöst.

Krone.at

FPÖ-Chef Kickl hofft auf baldigen „Mauerfall“

FPÖ-Chef Herbert Kickl will nicht weniger als „eine neue Ära der österreichischen Geschichte“ nach der Nationalratswahl schreiben. In Anspielung an die „Brandmauer“, die von anderen Parteivertretern und der Zivilgesellschaft erreichtet werden soll, meinte der blaue Frontmann beim offiziellen Wahlkampfauftakt, er hoffe auf einen baldigen „Mauerfall“ in Österreich.

Link

Bewertung:

Der Titel „FPÖ-Chef Kickl hofft auf baldigen ‚Mauerfall‘“ in der Krone ist ebenfalls als potenzieller Clickbait zu bewerten, allerdings weniger stark als bei anderen reißerischen Formulierungen. Der Titel zielt darauf ab, durch die metaphorische Anspielung auf den „Mauerfall“ eine dramatische Veränderung in der politischen Landschaft Österreichs zu suggerieren, die Aufmerksamkeit auf sich zieht.

Im Vergleich zum Artikelinhalt wird jedoch schnell klar, dass diese Aussage vor allem symbolisch gemeint ist und sich auf die „Brandmauer“ der Abgrenzung gegen die FPÖ bezieht, nicht auf eine tatsächliche revolutionäre Veränderung. Die Verwendung eines historisch aufgeladenen Begriffs wie „Mauerfall“ dient dazu, Neugierde zu wecken und Leser anzulocken, auch wenn der eigentliche Inhalt der Rede in bekannten politischen Positionen und Rhetorik verharrt.

Das Ganze bleibt also ein stark rhetorisches Bild, das nicht unbedingt den Erwartungen gerecht wird, die der Titel wecken könnte, was eine leichte Form von Clickbait darstellt.

OE24.at

Kickl vergleicht sich mit Messner: „Werden Mount Everest besteigen“

07.09.24,

Mit ihrem Wahlkampfauftakt in Graz starten die Freiheitlichen in den ganz heißen Intensivwahlkampf. FPÖ-Chef Herbert Kickl peitschte seine Anhänger für die nächsten Wochen bis zum 29. September mit einer emotionalen Rede ein. Sein Ziel: Er will Kanzler werden. 

Link

Der Titel von oe24 „Kickl vergleicht sich mit Messner: ‚Werden Mount Everest besteigen‘“ ist weniger als klassischer Clickbait einzustufen, da er sich direkt auf eine spezifische und markante Aussage aus Kickls Rede bezieht. Der Vergleich mit dem Bergsteiger Reinhold Messner ist eine ungewöhnliche und auffällige Metapher, die sicherlich die Neugier der Leser weckt, aber sie wird im Artikel auch im Kontext erläutert. Der Titel verspricht eine bestimmte Aussage und löst diese im Text ein.

Im Vergleich zu stärker reißerischen Titeln enthält dieser eher eine interessante, aber durchaus authentische Anekdote aus der Rede. Der Artikel liefert dann die nötigen Erklärungen, sodass der Titel nicht als irreführend gilt. Es handelt sich eher um eine pointierte Formulierung, die die Aufmerksamkeit auf einen bestimmten Teil der Rede lenkt, ohne die Erwartungen der Leser zu enttäuschen.

Heute.at

„In jedes Mausloch muss ein Freiheitlicher reinschauen“

Beim Wahlkampfauftakt in Graz munitionierte FPÖ-Chef Kickl die Blauen für den Endspurt auf: „Unbedingter Einsatz und unbedingter Willen zum Sieg“.

Link

Bewertung:

Der Titel „Kickl-Brandrede: ‚In jedes Mausloch muss ein Freiheitlicher reinschauen‘“ auf Heute ist ein klares Beispiel für Clickbait. Der Begriff „Brandrede“ sowie die drastische Formulierung „in jedes Mausloch muss ein Freiheitlicher reinschauen“ wecken starke Assoziationen und rufen eine emotionale Reaktion hervor. Sie suggerieren eine extreme, kämpferische und möglicherweise übertriebene Botschaft, die Neugier auf den Inhalt des Artikels erzeugt.

Obwohl der Titel auf eine tatsächliche Aussage aus der Rede verweist, ist er zugespitzt und dramatisiert, um Aufmerksamkeit zu erregen. Die rhetorische Drastik („Mausloch“) wird im Text zwar kontextualisiert, wirkt aber im Titel reißerisch, um Klicks zu generieren. Dies entspricht den typischen Merkmalen von Clickbait: Aufmerksamkeit durch übertriebene Formulierungen wecken, die Neugier fördern und Leser dazu bringen, den Artikel zu öffnen.

KleineZeitung.at

FPÖ-Kickl wettert gegen Brandmauer und „betreutes Wählen“

Herbert Kickl und Mario Kunasek (FPÖ) rufen am Samstagabend auf der Grazer Messe den Intensiv-Wahlkampf aus. Gelingt der Spagat zwischen Stamm- und Wechselwählern?

Link

Bewertung:

Der Titel des Artikels „FPÖ-Kickl wettert gegen Brandmauer und ‚betreutes Wählen‘“ ist in Bezug auf Clickbait-Qualitäten moderat, aber wirksam. Hier sind einige Aspekte:

  1. Emotional aufgeladen: Das Wort „wettern“ erzeugt ein starkes Bild von aggressiver, lautstarker Kritik. Es weckt die Erwartung eines heftigen, vielleicht sogar polemischen Angriffs, was die Neugier steigert.
  2. Provokation: Begriffe wie „Brandmauer“ und „betreutes Wählen“ sind politisch aufgeladen und sprechen kontroverse Themen an. Dies könnte gezielt diejenigen anziehen, die sich für politische Auseinandersetzungen und Meinungen interessieren.
  3. Verkürzung und Vereinfachung: Der Titel fasst komplexe Themen stark vereinfacht zusammen, was typisch für Clickbait ist, da es dazu verleitet, den Artikel anzuklicken, um mehr zu erfahren.

Insgesamt hat der Titel klare Clickbait-Elemente, ohne zu übertreiben. Er suggeriert eine aufgeladene, spannende Debatte, bleibt dabei jedoch sachlich genug, um seriös zu wirken.

Zusammenfassend:

1. Der Standard

  • Clickbait-Faktor: Niedrig
    Der Titel bleibt sachlich, ohne dramatisierende Sprache. Er konzentriert sich auf die Inhalte der Rede und beschreibt die Forderung präzise.

2. Kleine Zeitung

  • Clickbait-Faktor: Niedrig bis Mittel
    Der Titel verwendet „wettern“, was eine stärkere emotionale Aufladung suggeriert, bleibt aber insgesamt informativ und relativ neutral.

3. Krone

  • Clickbait-Faktor: Mittel
    Die „Krone“ setzt auf einen dramatischen Ausdruck („Attacke“) und ein kämpferisches Zitat, um Spannung zu erzeugen. Es ist ein wenig provokativer, aber nicht extrem sensationell.

4. oe24

  • Clickbait-Faktor: Mittel bis Hoch
    oe24 verwendet „Brandrede“ und ein bildhaftes Zitat, das auf Aufmerksamkeit abzielt. Die Sprache ist ähnlich wie bei „Heute“, aber etwas weniger extrem. Die dramatische Wortwahl soll die Neugier anregen, ist aber nicht ganz so reißerisch wie bei „Heute“.

5. Heute

  • Clickbait-Faktor: Hoch
    „Heute“ verwendet dieselbe bildhafte Sprache wie oe24, aber mit einem noch dramatischeren, auf Aufregung zielenden Ansatz. „Brandrede“ und das skurrile Zitat sind starke Clickbait-Elemente.

Fazit:

  • Am wenigsten Clickbait: Der Standard
  • Mehr Clickbait: Kleine Zeitung
  • Noch mehr Clickbait: Krone
  • Noch mehr Clickbait: oe24
  • Am meisten Clickbait: Heute

Dieses Ergebnis wurde von verschiedenen Lesern und KI-Modellen bewertet und gereiht.

Während der Standard das Ergebnis eher nüchtern und sachlich präsentierte, greifen die anderen Medien das Thema mit deutlich mehr Sensationslust auf. Besonders die Krone und oe24 fallen durch reißerische Schlagzeilen und Aufmacherbilder auf, die die Aufmerksamkeit der Leser erregen sollten. Am meisten auf Clickbait getrimmt war jedoch die Berichterstattung von Heute, wo das Ergebnis mit provokanten Überschriften und emotionalen Bildern aufbereitet wurde, um möglichst viele Klicks und Reaktionen zu erzielen. Kleine Zeitung bewegte sich im Mittelfeld, mit einer etwas ausgewogeneren Mischung aus sachlicher Information und spannungssteigernden Elementen. So zeigte sich einmal mehr, wie unterschiedliche Medien ein und dasselbe Thema präsentieren können und wie stark die Tendenz zum Clickbait bei manchen Verlagen ausgeprägt ist.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert